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Verteilungsrisiko
Hat sich eine Xenotransplantation in der Transplantationsmedizin etabliert, könnte dies als Folge ein Zweiklassensystem haben, „wenn sie als „bridging“ eingesetzt wird“.48
Hiermit ergibt sich das Problem der gerechten Verteilung von Organen.49
Problematisch werden dann Situationen, in denen darüber zu entscheiden ist, welcher Patient ein Xenotransplantat erhält, „und welcher das gerade verfügbare, vorteilhaftere Allotransplantat eingepflanzt bekommt“.50
Außerdem wird im Zusammenhang mit Allotransplantaten bei Einführung der Xenotransplantation ein Rückgang der Spendebereitschaft befürchtet.51
Abschließende Risikobeurteilung:
Nachdem Engels tierethische Fragen und potentielle Risiken, die die Xenotransplantation betreffen, formuliert hat, gelangt sie zu abschließenden Schlussfolgerungen.
In diesem Schlussabschnitt wird das Infektionsrisiko als ein ganz entscheidendes Beurteilungskriterium angeführt. Da das „potentielle Infektionsrisiko nicht nur den Patienten selbst, sondern auch seine Angehörigen, das Pflegepersonal, möglicherweise die Bevölkerung“52 betrifft, sind nicht nur die den Patienten betreffenden Vor- und Nachteile abzuwägen, sondern auch die anderer Mitmenschen. Der Forschungsstand hinsichtlich des Infektionsrisikos ist noch so gering, dass ein weitreichendes Schadensausmaß nicht auszuschließen ist und es deshalb dazu kommen sollte, „das Maximinprinzip anzuwenden“.53 Das bedeutet im vorliegenden Fall, dass als Transplantionsmethode auf die Xenotransplantation verzichtet würde.54 So es denn zu
einer Einführung der Xenotransplantation kommen sollte, müsste in irgendeiner Weise die schon erwähnte Allokationsproblematik wieder aufgegriffen und thematisiert werden.55 Weiterhin sollte die Bevölkerung insgesamt mehr in die öffentliche Diskussion der vorliegenden Thematik eingebunden werden, da die Gesellschaft eben durch das noch unkalkulierbare Infektionsrisiko betroffen sein kann.
Schließlich plädiert Engels insgesamt für ein Umdenken des Menschen, was seine Einstellung zur Natur angeht. Das Ökosystem befindet sich in einer Krise und das sollte Anlaß dafür geben, verantwortungsbewusster mit der Natur umzugehen. Damit ist dann auch Engels Forderung verknüpft, in der Transplantationsmedizin nach Alternativen zu forschen, um „der Gefahr eines »Xenotourismus« vorzubeugen“.56
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48Ebd. S. 48. Die Interspezies-Transplantation würde dann als eine Art „Überbrückungsmaßnahme“ dienen. 49Im Text wird auch der Begriff Allokationsproblem verwendet.
50Engels, S. 48. Bei Ach ist dieser Punkt ein Aspekt seiner spezifisch moralischen Fragen. Dabei gibt es zumindest Anlaß für die Überlegung, „sog. allografts für jüngere Menschen zu reservieren und an ältere Menschen nur noch die kurzlebigen xenografts abzugeben.“(Ach, S.299).
51Des Weiteren verweist Engels auf die Allokationsproblematik. Ebenfalls bei Ach, S. 299.
52Engels, S.52.
53Ebd., S.52. Liegen mehrere Handlungsalternativen vor, so ist diejenige zu wählen, die zu dem am wenigsten schlechten Ergebnis führt.
54Gleichzeitig spricht sich Engels dafür aus, möglichst nach Alternativen zu forschen. Dies beinhaltet „auch Präventivmaßnahmen zur Vermeidung von Krankheiten, die ein Organversagen zur Folge haben“(Engels, S.52).
55Die Frage, die es dann zu stellen gilt, ist folgende: Kann eine gerechte Verteilung von Organen gewährleistet werden?
56Engels, S.53 f.
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