Xenotransplantation

Moralische Probleme der Xenotransplantation

Beurteilung - Teil 1

Abschließend werden die Kerngedanken der Aufsätze von Engels und Ach aufgegriffen und in eigene Beurteilung einfließen.
Als Leser des Aufsatzes von Ach kann man laut Untertitel die Darstellung und Diskussion der „Moralischen Probleme der Xenotransplantation“ erwarten.
Ach stellt allerdings allein den moralischen Status, der für das Prinzip des moralischen Individualismus essentiell ist, in den Vordergrund. Es werden zwar auf den Seiten 298 ff. moralisch bedeutende Aspekte benannt, die aber von ihrer Wichtigkeit hinter der nachfolgenden Frage zurückstehen: „Sind wir überhaupt dazu berechtigt, Tiere zu Zwecken der Xenotransplantation zu züchten, aufzuziehen, bereitzuhalten und schließlich zu töten?“57
Dem vorstehend aufgezeigten Untertitel wird demnach nur unzureichend nachgegangen, und es bleibt fragwürdig, ob die durch Ach gesetzte Akzentuierung hinsichtlich der moralisch relevanten Probleme wirklich so annehmbar ist.
Ein Punkt aus seiner Aufzählung moralischer Probleme, der für ihn weniger entscheidend ist, jedoch erhebliche Brisanz enthält, soll nachfolgend kurz beschrieben werden.
Geht man davon aus, dass sich die Xenotransplantation als gängige Transplantationsmethode in der Medizin etabliert hat, so ist die Frage vorstellbar, was mit den sog. allografts passiert? Bei einer begrenzten Anzahl von allografts und ausreichende Anzahl von xenografts könnte in der Transplantationsmedizin hinsichtlich der Patienten eine Zweiklassengesellschaft58 entstehen! Jüngere Patienten hätten das Privileg, Organe der eigenen Spezies Mensch im Bedarfsfall zu erhalten, ältere Menschen müssten mit den Organen tierlicher Herkunft Vorlieb nehmen, welche voraussichtlich eine kürzere Überlebensdauer hätten.
An diese ungleiche Verteilungsvorstellung knüpfen sich z.B. folgende Fragen:
1. Ab welchem Lebensjahr gilt ein Mensch als so alt, dass ihm oder ihr als Patient nur xeno-
grafts bei Transplantationen für eine Verpflanzung zustehen?
2. Ist eine solche „Verteilungs-Vorstellung“ mit dem medizinischen Prinzip der Gleichbehandlung - was jegliche medizinische Versorgung von Patienten angeht - überhaupt realistisch vereinbar?
Diese beiden Fragen bilden nur einen Bruchteil dessen, was notwendig für die Behandlung und Diskussion von moralischen Problemen in puncto Xenotransplantation ist.
Letzteres soll die Bedeutung des von Ach explizit hervorgehobenen moralischen Status in keiner Weise schmälern. Vielmehr soll darauf hingewiesen werden, dass Xenotransplantation und die sich mit dieser Transplantationsmethode eröffnenden moralischen Problemfelder so vielschichtig sind, dass es nicht genügt, einen Aspekt ausdrücklich zu diskutieren und die anderen Gesichtspunkte bloß zu erwähnen.
Der von Ach gewählte Titel deutet demnach auf mehr hin, als sein Aufsatz insgesamt zu liefern scheint. Seine Konzeption des Prinzips des moralischen Individualismus ist trotzdem durchdacht, wenngleich sich die Klasse der bloß-empfindungsfähigen Lebewesen in einer Grauzone zu bewegen scheint. Während Delphine und bestimmte Affenarten als „rudimentär selbstbewusst[e]“ Lebewesen eingestuft werden - ihnen demnach durch die Tötung ein Unrecht geschieht - haben Schweine zunächst nur ein „Recht“ darauf, nicht gequält zu werden.59 Das eine Differenzierung zwischen verschiedenen Tieren vorgenommen wird, ist höchst problematisch.
Aus intensiven Forschungen in den letzten Jahrzehnten an Primaten ist zu erkennen, dass auch Tiere so etwas wie „zukunftsbezogene Interessen“ - wie es von Ach genannt wird - haben können.60 Der wohl entscheidende Grund für die besondere Beschäftigung mit Affenarten ist der nahe Verwandtschaftgrad zur Spezies Mensch.

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57Ach, S. 300.
58Auf diese Problematik verweist auch Engels in ihrem Aufsatz.
59Da Ach bei der Beschreibung zu bloß-empfindungsfähigen Lebewesen auf den Aspekt der „lebende[n] Ressource“(Ach, S.307) eingeht, kann man davon ausgehen, dass er Schweine zu dieser Klasse zählen würde.
60Auch bei Delphinen ist für mich besonders in den letzten Jahren ein vermehrtes Forschungsinteresse zu erkennen. Ein Grund liegt wohl u.a. in der Bedeutung dieser Tiere für behinderte Kinder, denen durch das Schwimmen mit Delphinen merklich geholfen werden konnte.
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