Xenotransplantation

Moralische Probleme der Xenotransplantation

Beurteilung - Teil 3

Schließlich soll bezüglich des Aufsatzes von Ach noch auf zwei mögliche Einwände kurz eingegangen werden, die gegen seine Überlegungen vorgebracht werden könnten und von ihm argumentativ zurückgewiesen werden.
Der eine Einwand wird von ihm als „Versuch einer reductio ad absurdum“65 bezeichnet. Dabei könnte man es bei einer Interspezies-Transplantation für absurd halten, menschliche Organe auf ein Tier zu übertragen. Wenn dann - rein hypothetisch – bei etablierter Xenotransplantation eine Situation vorliegt, in der ein Tier auf ein Organ des Menschen angewiesen wäre, welche Gründe sind dann gegeben, dem Tier diese Hilfe zu verweigern? Die Auslegung von Ach, dass eine schockierende Reaktion nicht ausreichend sei kann, um plausibel aufzuzeigen, warum eine solche Vorgehensweise untragbar ist, kann gefolgt werden.
Der zweite Einwand wird als Argument der moralischen Konsistenz bezeichnet und greift einen Aspekt auf, der ebenfalls bei Engels anklingt. Es sollte nicht nur, was den Bereich der Versuchsmedizin angeht, intensiver darüber nachgedacht werden, wie mit der Natur umzugehen sei. Die Einschränkungen und Verbote, Tiere in der Xenotransplantation zu verwenden, geben Anlaß dafür, auch über andere Angewohnheiten nachzudenken.66
Schließlich soll abschließend noch auf die Risikobeurteilung von Engels eingegangen werden. Gerade weil eine Vielzahl von Risiken nicht abschätzbar sind, ist ihr Vorschlag, das Maximinprinzip anzuwenden, nachvollziehbar und korrekt. Würden die Konsequenzen einer Xenotransplantation mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur den jeweiligen Patienten betreffen, wäre zu akzeptieren, dass dieser für sich ein freiwilliges Risiko eingeht, so er sich ausrechnet, dass er auch ohne Xenotransplantat sterben müsste.67 Allerdings ist das Schadensausmaß insbesondere hinsichtlich möglicher Infektionen für die Gesellschaft nicht kalkulierbar.
„Virologen gehen [daher] davon aus, dass das Infektionsrisiko bei der Xenotransplantation real, wenn auch derzeit nicht quantifizierbar ist“.68
Weiterhin ist ein ganz entscheidender Aspekt die Allokationsproblematik. Um eine gerechte Verteilung von Organen zu ermöglichen, müsste zumindest darüber nachgedacht werden, ob es nicht fair wäre, nur noch xenografts zu transplantieren.69 Auf diese weise könnte zumindest ein Zweiklassensystem ausgeschlossen werden. Allerdings ist kaum vorstellbar, dass ein xenograft was Funktion und Überlebensdauer angeht, jemals ersetzen kann.
Die von Engels angeführten medizinischen und gesellschaftlichen Risiken sind dermaßen evident, dass diese Plädoyer für die Anwendung des Maximinprinzips gelten können.
Die Erforschung von Alternativmethoden zum Wohle und Schutze der Tiere sowie der verantwortungsbewusste Umgang mit der Natur sollte vorrangiges Ziel des Menschen sein.

65Ach, S. 309.
66Damit sind z.B. Essgewohnheiten gemeint, Zitat Engels: „Die Zahl der Vegetarier ist in den letzten Jahren gestiegen, und dies nicht nur aus Furcht vor Infektionen durch den Verzehr von Fleisch (Stichwort:»Rinderwahnsinn«). […] Zu recht wird heute in stärkerem Maße als früher die Einstellung zu Tieren und der Umgang mit hnen, die Selbstverständlichkeit ihrer Instrumentalisierung durch den Menschen, kritisch reflektiert" (Engels, S. 51).
67Vgl. Engels, S. 52.
68Engels, S.46.
69 Es ist auch vorstellbar, dass nur noch innerhalb der Familie allografts transplantiert werden dürften.

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